Allgemein | 23/10/2019
Klaviere sind unglaublich präzise, filigrane und aufwendig konstruierte Instrumente. Nicht nur ihre Anschaffung ist teuer, sondern auch ihr Unterhalt erfordert Hingabe. Der Standort, die Pflege und die Aufmerksamkeit, die du deinem Klavier widmest, sind wichtige Faktoren für seine Lebensdauer. Doch auch bei aller Vorsicht beim Klavier spielen kann es mit der Zeit zu technischen Defekten kommen. Wir präsentieren dir die 5 häufigsten Störungen im Klavier und was sie für dein Klavierspiel bedeuten.
Auch wenn dein Klavier ein Tasteninstrument ist, so zählt es doch auch zu den Saiten- und Schlaginstrumenten. Am Ende einer jeden Taste sitzt ein kleines Filzhämmerchen. Schlägst du die Taste, so schlägt es die entsprechende Saite deines Klaviers an und ein Ton wird erzeugt. Dieser filigrane Prozess kann mit dem häufigen Spielen aber Auswirkungen auf den Klang haben. Schlägst du beispielsweise eine Taste oftmals zu stark an, so verändert das die Spannung der jeweiligen Saite und der Ton verstimmt langsam.
Auch ohne regelmäßiges Klavier spielen kann sich der Klang deines Instruments aufgrund der Umgebungsbedingungen verändern. Der Klangkörper eines Klaviers besteht aus einem Resonanzboden, einem Rasten und einer Gussplatte, auf der die Saiten mit sehr viel Druck gespannt sind. Der Resonanzboden besteht aus Holz, wodurch sich sein Druck je nach vorherrschender Luftfeuchtigkeit minimal verändern kann. Die Saiten passen sich diesen Bedingungen an und rutschen ungleichmäßig nach. Das Ergebnis sind Verstimmungen.
Du fragst dich, woran du erkennen kannst, ob dein Klavier verstimmt ist?Schlage eine Taste deines Klaviers an und höre ganz genau hin. Klingt der Ton vibrierend bzw. verändert er mit der Zeit seinen Klang? Wirkt er auf dich unruhig und nicht klar? Dann ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass er verstimmt ist. Je schneller diese Vibration im Klang der Taste zu hören ist, umso stärker ist auch die Verstimmung.
Zudem kann sich die Tonhöhe deines Klaviers verstellen. Hier kannst du die Werte mit Hilfe eines Stimmgeräts (Frequenzmessgerät) überprüfen.
Wir haben ihn eben erwähnt und widmen uns ihm jetzt ganz ausführlich – dem Resonanzboden. Er ist das Herzstück des Klangkörpers von einem Klavier und aus Holz gefertigt. Das heißt, der Standort von deinem Instrument und das dort vorherrschende Klima sind entscheidend für seine Lebensdauer. Sollten die Bedingungen nicht ideal sein oder dein Klavier einfach schon zur älteren Generation gehören, so können sich Risse im Resonanzboden bilden.
Bei den Rissen selbst solltest du dein Klavier allerdings noch nicht aufgeben. Stattdessen sind sie meist noch kein Grund zur Beunruhigung, sondern eher eine Motivation, den Zustand deines Instruments genau im Auge zu behalten.
Wichtig ist, dass du auf die Verleimungen der Stege, Rippen und der Bodenauflage achtest. Durch die Risse im Resonanzboden verändert sich die Spannung im Holz, was die Verleimung der einzelnen Teile belasten kann. Schreitet dieser Prozess ohne dein Eingreifen fort, so könnte dein Klavier nach einer Weile beginnen, beim Spielen ein Rasseln zu erzeugen. In diesem Falle ist die fachmännische Hilfe eines Profis für Klavierbau gefragt.
Du setzt dich ans Klavier, willst die Tasten anschlagen und merkst plötzlich – da stimmt etwas nicht. Plötzlich klemmen eine oder mehrere Tasten und lassen sich nicht mehr ordentlich bewegen. Das kann unterschiedliche Ursachen haben. Mögliche Auslöser können Staub oder Ablagerungen sein, manchmal sind es auch Fremdkörper, die in das Klavier geraten und das Bewegungsspiel blockieren. Häufig liegt der Grund aber auch – wieder einmal – beim Standort deines Klaviers.
Herrscht beispielsweise eine zu geringe Luftfeuchtigkeit in dem Raum, in dem das Instrument steht, so kann dies die verbauten Holzelemente regelrecht austrocknen. Die Teile ziehen sich zusammen und in der Folge beginnen die Tasten, zu klappern. Andersherum kann eine zu große Luftfeuchtigkeit dazu führen, dass Metallteile deines Klaviers rosten und sich entsprechend nicht mehr so einfach bewegen lassen. Achte also unbedingt darauf, dass am Standort deines Klaviers eine optimale Luftfeuchtigkeit herrscht und verhindere so langfristige Folgen für das Klangspiel.
Vorbeugend kannst du die Tasten deines Klaviers auch regelmäßig mit einem nassen Tuch oder geeigneten Reinigungstüchern säubern und Ablagerungen entgegenwirken. Vergiss dabei nicht die Zwischenräume, in die sich besonders gern Staub und Dreck absetzen!
Klaviersaiten halten, im Gegensatz zu den Saiten von anderen Instrumenten, verhältnismäßig lang. Sie kommen in der Regel nur mit den kleinen Filzhämmerchen in Berührung und leiden dadurch nicht unter der Einwirkung vom Fett auf unseren Fingern und der Oxidation. Dennoch gehören zu den wohl häufigsten, aber deswegen nicht weniger ärgerlichen Störungen im Klavier gerissene Saiten. Das kann bei einem alten Klavier auf dem Dachboden vorkommen, das Besuch von einem fleißigen Nager hatte oder an einer anderen Ursache im Klaviermechanismus liegen.
Profis und Hobbybauer übernehmen den Vorgang des Saitenwechsels selbst. Hast du das allerdings noch nie gemacht, so empfehlen wir dir, hierfür einen Profi zu beauftragen. Nicht nur, weil das Austauschen einer Klaviersaite etwas Fingerspitzengefühl und Know-How erfordert. Hinzu kommt, dass eine neu eingezogene Saite angemessen gestimmt werden muss. Je nach Saitenart, Fall und Modell liegen die Kosten hierfür bei ca. 50-60€ und aufsteigend pro Saite.
Diese Störung im Klavier scheint zunächst fatal: du schlägst eine Taste an und kein Ton ist zu hören. Bleib in diesem Fall ganz ruhig. Manchmal schwingen die Filzhämmerchen, die deine Klaviersaiten anschlagen, nicht von allein zurück. Vielleicht ist auch die Saite der entsprechenden Taste gerissen (mehr dazu hast du schon beim vorhergehenden Tipp gehört). Oder es ist eine andere Ursache, die die Taste zum Verstummen bringt.
Vielleicht kannst du den Grund selbst ermitteln, ohne dabei zu tief in die Funktionsweise deines Instruments einzugreifen und eventuell größeren Schaden anzurichten. Beispielsweise kannst du bei offenem Deckel bzw. offener Frontklappe die stumme Taste anschlagen und dann bei den Nachbartasten vergleichen, welche Unterschiede du in der Mechanik erkennen kannst.
Solltest du hier nicht auf den ersten Blick eine einfache Erklärung finden, so hole auf jeden Fall einen versierten Klavierbauer bzw. Stimmer zu Rate.
Du siehst, beim Klavier spielen kann es nicht schaden, auch etwas mehr über das Instrument selbst und seine Funktionsweise zu verstehen. So kannst du bei der Wahl des passenden Standorts und auch bei Wartung und Pflege von vornherein dafür sorgen, dass du sehr lang Spaß an deinem Schatz hast. Sollte dennoch eine der häufigsten Störungen im Klavier auftreten und du nicht weiter wissen, so wende dich vertrauensvoll an einen Fachmann, der dir weiterhilft.
Wir wünschen dir viel Spaß mit deinem Klavier!
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