Allgemein | 09/07/2018
Lange bevor es den ersten iPod gab, lange, bevor Spotify und Handys Musik fest als ständigen Soundtrack in unserem Alltag verankert haben, ja sogar noch lange vor Walkmans, Plattenspielern und dem Radio gab es nur eine Möglichkeit, Klaviermusik zu hören: Indem man jemanden fand, der Klavier spielen konnte, und gerade Zeit und Lust hatte, Klavier zu spielen. Doch das Pianloa, ein selbst spielendes Klavier, änderte das…
Ein Pianola ist ein selbstspielendes Klavier, das heißt, ein Klavier, das ohne Pianisten funktioniert. Es wurde um 1900 erfunden und trat dann schnell seinen Siegeszug weltweit an. Die ersten selbstspielenden Klaviere wurden von der Firma Aeolian Company in New York gebaut, und sie gaben ihrem Produkt den Namen „Pianola“. Doch wie auch bei Taschentüchern, die weithin als „Tempo“ bekannt sind, bekam der Markenname bald die Bezeichnung für alle selbstspielenden Klaviere.
Auf den ersten Blick sieht ein selbstspielendes Klavier sehr kompliziert aus, doch das System ist eigentlich ein ganz einfaches: Die Tasten werden durch Saugkraft bedient, ähnlich zum Beispiel wie bei einer Harmonika. Doch woher weiß das Klavier, welche Tasten es spielen muss? Jedes selbstspielende Klavier kann mit sogenannten „Notenrollen“ bestückt werden. Diese sind lange Papierbänder, auf denen in Lochschrift die Tasten notiert sind, die angespielt werden sollen. Die Lochschrift ist sozusagen die älteste Form der Computerschrift. Sie funktioniert ganz ähnlich wie eine Stiftwalze, also eine runde, metallische Walze, auf der ein paar Noppen angebracht sind, die anzeigen, welche Töne gespielt werden. Ganz kleine Versionen von Stiftwalzen-Instrumenten lassen sich heute noch im Spielwarengeschäft finden, mit einer Kurbel an der Seite, um sie anzutreiben.
Das Pianola konnte verwendet werden, um Klavierspieler zu ersetzen: Man musste keinen Künstler mehr bezahlen, um in der Bar am Abend Unterhaltung zu haben, oder einen Stummfilm zu begleiten. Witzigerweise kam aber bald der Beruf des „Pianolists“ zustande – also eine Person, die ein selbstspielendes Klavier spielte. Komisch, oder? Warum brauchte man nun einen Spieler, wenn das Klavier von selbst spielte? Ganz einfach: der mechanische „Sound“ war einfach nicht genug. Der Pianolist konnte mit ein paar Tasten das Spiel beeinflussen und lebendiger machen. Dennoch – ein seltsamer Beruf!
Heute wird das Pianola nicht mehr benötigt, um Musik wiederzugeben – dafür haben wir nun den iPod, oder Spotify, oder unseren CD-Player. Dennoch ist das Pianola nicht ganz ausgestorben. Wie für alle alten Dinge gibt es viele Liebhaber, die noch heute in Pianola besitzen – in manchen Bars und Kneipen ist das Pianola auch eine unterhaltsame Sehenswürdigkeit. Das alte System der Notenrollen wird heute noch in Drehorgeln verwendet, die man manchmal in der Fußgängerzone hören und sehen kann. In Amsterdam gibt es auch ein Pianola Museum, indem Pianolas und alte Notenrollen ausgestellt sind. Die haben eine Auswahl von über 20.000 Liedern dort. Das sind sogar noch mehr, als wir hier auf der Seite in unserem Archiv haben! Aber wir sind uns sicher, dass auch in unserer Auswahl etwas dabei ist, das Du gerne spielen lernen willst.
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