Allgemein | 24/04/2018

Wie stimmt man ein Klavier?

In dem letzten Artikel haben wir darüber gesprochen, warum und wie oft ein Klavier gestimmt werden muss. In diesem Artikel werden wir uns nun etwas genauer mit dem Stimmen eines Klavieres beschäftigen.

Wie funktioniert ein Klavier eigentlich?

Ob du es glaubst oder nicht, das Klavier ist ein Saiteninstrument, wie zum Beispiel eine Gitarre oder eine Geige, da der Ton von Seiten in dem Klavier erzeugt werden. Wenn Du einen großen Flügel zuhause hast, und diesen öffnest, kannst Du die vielen Saiten darin sehen. Wenn man eine Taste des Klaviers anschlägt, wird ein kleiner Hammer im Inneren des Klaviers betätigt, der auf die Saite schlägt und so den Ton erzeugt. Die Spannung dieser Saite macht die Tonhöhe aus –  je fester eine Saite gespannt ist, desto höher der Ton.

Wenn es „schief“ klingt“

Im letzten Artikel habe ich ja schon angesprochen, dass sich ein Klavier mit der Zeit verstimmt. Das liegt an dem Holz, aus dem das Klavier gebaut ist, welches sich mit steigender und senkender Luftfeuchtigkeit ausweitet und zusammenzieht (Link), und deshalb ändert sich auch die Spannung der Saiten im Klavier. Dann klingt es schief, und es ist Zeit, das Klavier neu zu stimmen.

Klavierstimmer – eine Kunst für sich

In Deutschland gibt es eine Ausbildung zum Klavierbauer, die mit 3,5 Jahren eine der längsten Ausbildungen ist, die man machen kann. Die Hälfte dieser Zeit verbringen Azubis damit, zu lernen, wie man ein Klavier am besten stimmt – Du siehst also, wie viel Training man braucht, um das richtig zu machen!

Doch warum ist das Stimmen so ein großer Teil der Ausbildung? Ganz einfach – es ist nicht ganz einfach, das richtig hinzubekommen. Zuerst mal gibt es mit 88 Tasten – und damit 88 Saiten eine ganze Menge, die gestimmt werden muss – und viele haben schon ein Problem mit den mickrigen fünf Saiten einer Gitarre! Dann gibt es mit dem Klavier auch noch ein anderes Problem: jede Saite hat verschiedene Spannungen in den verschiedenen Teilen – diese muss man ebenfalls beachten, wenn man ein Klavier stimmt. Das heißt, dass man die Saite erst „überstimmen“ muss, also die Spannung zu sehr erhöhen muss. Sobald sich dann die Spannung über alle Teile der Saite verteilt hat, also nachdem das Klavier ein paar Stunden benutzt wird, ist der Ton dann anders – und perfekt. Das erfordert ein extrem gutes Gehör und viel Erfahrung.

Auf das gute Gehör kommt es an

Und dann kommt es noch auf etwas anderes an, die menschliche Komponente. Selbst wenn man die Abstände zwischen den Tönen des Klaviers einfach mathematisch ausrechnen kann – so funktionieren elektronische Stimmgeräte zum Beispiel – heißt das nicht, dass man mithilfe eines Stimmgerätes ein Klavier gut stimmen kann. Die Abstände zwischen den Tönen sind nämlich nicht mathematisch ganz perfekt. Das muss so sein, dass auf dem Klavier alle Tonlagen gleich gut klingen, und ist etwas, das ein Klavierstimmer nur mit langer Übung hinbekommt. Inzwischen gibt es zwar Software dafür (Link: https://www.swr.de/swr2/musik/entropie-piano-tuner/-/id=661124/did=16532536/nid=661124/1wr6oyi/index.html ) aber die Technik hat noch lange nicht die Perfektion von einem trainierten, menschlichen Ohr erreicht.

Deshalb wiederhole ich nochmals, was wir ja schon besprochen haben: das Klavier sollte von einem Fachmann oder einer Fachfrau gestimmt werden. Was Du allerdings machen kannst, um ein besseres Gefühl für ein eigenes Instrument zubekommen: schaue dem Klavierstimmer doch bei seiner Arbeit über die Schulter und frage ihn, was genau er macht und warum. Ich bin mir sicher, der Klavierstimmer freut sich über Dein Interesse und erklärt seine Arbeit gerne genauer!